2023 blieb die abstrakte Gefahr von islamistisch-terroristischen Anschlägen laut Verfassungsschutz hoch. Dies zeigte der islamistische Anschlag in Duisburg im April 23 sowie viele vereitelte Anschläge, nicht nur in NRW. Dabei ist die Gefährdungslage durchaus dynamisch. Die Bedrohung in Deutschland geht jedoch vor allem von jihadistisch inspirierten und angeleiteten Einzeltätern und Kleinstgruppen aus.
Junge Menschen sind Zielgruppe vieler islamistischer Akteur:innen, die versuchen, Demokratie und Pluralismus zu delegitimieren oder abzuschaffen – teilweise auch mit Gewalt. Islamismus ist ein politischer Extremismus, der seine Ideologie mit religiösen Begründungsmustern unterfüttert.
Wenn junge Menschen ihre eigene (religiöse oder politische) Identität suchen, sind sie besonders anfällig für islamistische Propaganda. Das bestätigen auch unsere Erfahrungen aus der Wegweiser-Arbeit im Vest. Wir von Wegweiser wollen gemeinsam mit Jugendlichen neue Perspektiven für ihr Leben in unserer Gesellschaft finden. Dazu steht insbesondere die individuelle und ganzheitliche Beratung im Fokus. Über Gespräche auf Augenhöhe, durch Authentizität und Empathie, aber auch durch Interventionen und Netzwerk- sowie Umfeld-Aktivierungen gelingt es, betroffene Jugendliche frühzeitig zu erreichen und dadurch Radikalisierungsprozesse zu verhindern.
Die ergänzende Verlagerung der Aktivität islamistischer Akteur:innen in den digitalen Raum ist auch in NRW zu beobachten. Jugendliche über Soziale Medien zu erreichen und zu radikalisieren, ist ein gängiges Mittel. Wegweiser im Vest klärt über diese spezielle Form der Ansprache auf und sensibilisiert damit zum Thema. So werden in Schulklassen-Workshops z.B. Youtube-Videos analysiert und entzaubert.
Um ein positives Gegengewicht zum Thema Islamismus zu platzieren, arbeitet das Wegweiser-Team im Vest weiterhin für ein modernes, plurales Islamverständnis. Dabei wird die Vielfalt im Islam bewusst betont, um Toleranz zu fördern und den Blick gefährdeter junger Menschen zu weiten.
Nicht zuletzt durch den Überfall der islamistischen Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung, rückte das Thema islamistischer Antisemitismus auch in Bottrop in den Fokus der Wegweiser-Arbeit. Es fanden mehrere Workshops in Schulen zum Nahostkonflikt statt. In diesem Kontext hat sich die Thematisierung von antimuslimischem Rassismus als zwingend notwendig erwiesen. Nicht zuletzt in diesem Punkt wird eine zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft deutlich, der wir mit zielgruppengerechter Bildungsarbeit begegnen.
Das Multiplikator:innen-Netzwerk forumEX plante 2023 gemeinsam mit dem Projekt PRISMA ein Gespräch mit einem islamistischen Aussteiger, welches 2024 in Recklinghausen stattfand. Es fanden zudem viele gute Kooperationen in dem Netzwerk statt, so zum Beispiel eine Lehrkräftefortbildung mit der Systemberatung Extremismusprävention aus Bottrop und aus dem Kreis Recklinghausen und dem Jüdischen Museum Westfalen zur Stärkung von Handlungskompetenzen im Themenkomplex Antisemitismus.
Mehrere Kommunen in der Region haben 2023 die Beratung der Wegweiser-Beratungsstelle im Vest in Anspruch genommen. Ausschlaggebend dafür waren entweder besorgniserregende Ereignisse mit Islamismus-Bezug oder die Planung von kommunalen Präventionskonzepten.
Wegweiser NRW hat in 2023 auch eine neue Beratungsmöglichkeit geschaffen: Wegweiser-Online ermöglicht die Kontaktaufnahme mit Wegweiser-Berater:innen in einem anonymen Chat.
Individuelle und vertrauliche Beratung und Begleitung, Bildungs- und Netzwerkarbeit werden auch im Jahr 2024 unsere Arbeit prägen. Und wenn auch Sie Fragen, Sorgen oder sonstige Bedarfe rund um das Thema Islamismus haben, melden Sie sich beim Wegweiser-Beratungsteam im Vest:
Hotline: 0179/4206191
Mail: info@wegweiser-vest.de
Web/Chat: www.wegweiser-vest.de